Nach zwei Jahren relativer Ruhe an der Signalfront gibt es 2010/2011 wieder was neues im Signalbuch, nämlich vier neue Nebensignale. Davon sind drei bereits letzte Woche in Kraft getreten, das vierte, ein ETCS-Signal, soll Mitte 2011 folgen.

Die drei Signale vom letzten Samstag sind Überwachungssignale für Rückfallweichen, also Weichen die man aus stumpfer Richtung ohne Beschädigung auffahren kann. Ein Hydraulikdämpfer stellt die Weiche dann kurze Zeit später in Grundstellung zurück. Insbesondere für Strecken mit Zugleitbetrieb werden Rückfallweichen gerne genommen, denn mit zwei solchen Weichen kann man einen Bahnhof bauen, in dem zwei Züge kreuzen können, ohne dass jemand vor Ort oder ferngesteuert eine Weiche umstellen müsste.

Wenn man die Rückfallweiche spitz befahren möchte wäre es natürlich wichtig zu wissen, ob der Hydraulikdämpfer die Zungen wirklich wieder bis in Endlage gedrückt hat. Besondere Überwachungssignale für Rückfallweichen hatte allerdings nur die alte Deutsche Reichsbahn (landläufig auch „DV-Gebiet“ genannt). Dort gab es die Überwachungssignale So 18a und b, und die zugehörige Ankündigungsbake So 17. Bei der Bundesbahn („DS-Gebiet“) und den NE-Bahnen hatte man kein besonderes Signal für Rückfallweichen, stattdessen wurden einfach Lichtsperrsignale verbaut, bei denen oft nur ein rotes (Hp 0) und ein weißes Licht (Kennlicht) bestückt war.

Das alte So 18a

Das alte So 18a

Das alte So 18b

Das alte So 18b

Im Signalbild So 18b sah das EBA wie man hört ein Problem. „Ein weißes Licht“ bedeutete hier, dass die Weiche nicht in Endlage war und daher vor der Weiche zu halten war. Damit wich das So 18b von den Grundsätzen des Signalbuchs ab. Ein Lokführer ist sonst nämlich darauf geeicht, ein weißes Licht als Kennlicht anzusehen, an dem er vorbeifahren darf. Ob es wohl wirklich irgendwo einen Vorfall gegeben hat, wo jemand am vermeintlichen Kennlicht vorbei in eine unverschlossene Rückfallweiche gekachelt ist?

Jedenfalls hat das EBA verfügt, die vorhandene Basis an So 18-Signalen innerhalb kurzer Frist umzubauen. Gleichzeitig wurden Nägel mit Köpfen gemacht und wieder ein paar alte So-Signalbegriffe der Reichsbahn getilgt. Die umgebauten So 18 sind jetzt Ne 13, die Bake So 17 ist jetzt Ne 12. Es steht auch nichts mehr einer Aufstellung dieser Signale im DS-Gebiet entgegen, so dass nun auch Westdeutschland mit den speziellen Rückfallweichenüberwachungssignalen beglückt werden kann.

Der Umbau der So 18 erfolgt kostengünstig durch zublechen des zweiten, bisher „ewigen Lichts“ und anbringen einer rückstrahlenden rechteckigen Tafel. Nach erfolgtem Umbau gilt dann „ein Licht – fahren“ (Ne 13a), „kein Licht – halten, Weiche sichern und den Vorfall melden“ (Ne 13b). Für Leute, die sich im Rahmen der Ausbildung mit den neuen Signalen herumschlagen müssen ist noch wichtig: Es wäre falsch, bei einer nicht in Endlage gekommenen Weiche davon zu sprechen, dass das Überwachungssignal der Rückfallweiche erloschen wäre. Das „Ne 13 ohne Licht“ ist eben nicht „erloschen“, sondern ein Signalbild für sich, nämlich das Ne 13b.

Das neue Ne 13a

Das neue Ne 13a

Das neue Ne 13b

Das neue Ne 13b

Voraussichtlich im Juni 2011 gibt es dann noch einen Nachschlag bei den Ne-Signalen. Neu hinzu kommt das Ne 14, die „ETCS-Halt-Tafel“ (Gelber Pfeil mit weißem Rand auf blauem Grund). Die Tafel markiert die Stelle, an der ein Zug mit ETCS in Betriebsart SR (eine Art Fahren auf Sicht) zu halten hat. Das Signal ist damit dem deutschen LZB-Blockkennzeichen nicht ganz unähnlich. Da das Signalbild ein Pfeil ist, hat das Ne 14 quasi seine eigene Zuordnungstafel. Die Pfeilspitze zeigt immer auf das Gleis, für das die Tafel gilt.